DAK-Pflegereport 2021 – Junge Pflegende

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Die Studie unter wissenschaftlicher Leitung von Prof. Dr. Thomas Klie von der evangelischen Hochschule Freiburg untersucht die familiäre Pflege junger Menschen, ihren Einsatz, Motivation und Belastung. Insgesamt 1.310 junge Männer und Frauen im Alter zwischen 16 und 39 Jahren, darunter 443 Personen, die aktuell Pflegeaufgaben übernehmen oder dies in den letzten zehn Jahren getan haben, wurden in der repräsentativen Bevölkerungsumfrage im März 2021 befragt. DAK Vorstandsvorsitzender Andreas Storm stellt hierzu fest „Die Bevölkerungsbefragung zeigt, dass es eine große Bereitschaft bei jungen Menschen gibt, Aufgaben der Pflege von Angehörigen zu übernehmen. Das ist ein großes gesellschaftliches Plus. Ihnen ist gute Pflege wichtig und gute Pflege wird vor allem mit häuslicher Pflege durch die Familie assoziiert. Die qualifizierten Einzelinterviews mit jungen Pflegenden belegen dieses starke Gefühl der Generationenverantwortung. Die Pflege von Angehörigen wird als eine Bewährungsprobe und selbstverständliche, gemeinsame Verantwortungsaufgabe für die ganze Familie erlebt, an der sich eben auch jüngere Menschen beteiligen. 83 Prozent geben an, positive Erfahrungen im Zusammenhang mit der Übernahme von Sorge und Pflegeaufgaben gemacht zu haben.“

Zusammenfassung wichtiger Ergebnisse der Studie, wie von Thomas Klie festgestellt:

  • Es zeigt sich in beeindruckender Weise, dass die Aufgaben der Pflege und Sorge, insbesondere der älteren Generation, in eine recht stabile Generationensolidarität eingebettet sind.
  • Die jüngeren Generationen verorten die Pflegeverantwortung in den Familien und zeigen sich mehrheitlich bereit, sich zu beteiligen.
  • Praktisch bringen sich junge Menschen weit häufiger als öffentlich wahrgenommen in den Pflegearrangements ein – sei es gegenüber Geschwistern, Eltern oder sehr häufig auch Großeltern.
  • Die Übernahme von Pflegeaufgaben hängt gerade bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen von den Rahmenbedingungen ab: Die Opportunitätskosten dürfen nicht zu hoch sein. Nicht primär aus einem moralischen Imperativ, sondern vielmehr aus Verbundenheit mit der Familie und den Vorgängergenerationen speist sich ihre Bereitschaft.
  • Es muss Sorge getragen werden, dass die spezifischen Bedingungen der Vereinbarkeit von Pflege und den anderen Lebensthemen berücksichtigt werden.
  • Interessant und durchaus bemerkenswert ist der Befund, dass diejenigen jungen Menschen, die pflegeerfahren sind, weit mehr bereit sind, auch in der Zukunft eine solche Verantwortung zu übernehmen, als diejenigen, die bisher noch keine Pflegeerfahrung haben sammeln können
  • Die Verantwortungsübernahme für die Sorge um vulnerable Menschen ist in positiver Weise mit Reifungs- und Entwicklungsaufgaben von uns als Menschen verbunden
  • Junge Menschen haben ihr eigenes Leben zu gestalten, ihre Zukunft in den Blick zu nehmen und dürfen weder ökonomisch noch praktisch von der älteren Generation in Fesseln gelegt werden.
  • Auch können aus den Pflegesituationen erhebliche Belastungen resultieren. Das sollten unter anderem Sozialleistungsträger im Blick behalten. Alles andere wäre unverantwortlich.
  • Das Thema „Junge Menschen und Pflege“ ist auch deswegen wichtig, weil Pflege als berufliche Tätigkeit zunehmend bedeutsamer wird.
  • Die Corona-Pandemie hat unterstrichen, dass ohne die professionelle Pflege eine verlässliche, empathische und fachlich fundierte gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung nicht zu haben ist.
  • Deswegen ist die Thematisierung von Pflege und die Vermittlung von Erfahrung in Pflegekontexten für die Zukunft der Pflege wichtig.
  • Bekannt ist: Ob man einen Beruf für Menschen ergreift, hängt entscheidend davon ab, ob in Kindheit und Jugend (positive) Erfahrungen in der Verantwortungsübernahme für vulnerable Menschen gesammelt werden konnten.
  • Der DAK-Pflegereport 2021 beleuchtet ein gesellschaftlich interessantes, wichtiges und zukunftsträchtiges Themenfeld auch im Hinblick auf Gewinnung von Pflegefachkräften

In Deutschland erhalten laut Pflegestatistik des Statistischen Bundesamts (Stand Ende 2019) 4,1 Millionen Menschen Leistungen aus der Pflegeversicherung . 80 Prozent der Menschen mit Pflegebedarf werden zu Hause gepflegt. Angehörige spielen hier eine entscheidende Rolle. Die Leistungen der Pflegeversicherung bieten gute Rahmenbedingungen, bedürfen zeitnah jedoch weiterer Verbesserungen besonders für die familiäre Pflege, um dieses Potenzial zu halten und zu stärken.

Der Report und weitere Details finden Sie unter https://www.dak.de/dak/bundesthemen/pflegereport-2021-2501936.html#/.