Die Ursprünge vom Lean Management liegen in der Automobilindustrie. Ab dem Jahr 2005 setzt sich der aus der Automobilbranche stammende „Just in time“ Gedanke auch in anderen Branchen, z.B. der Bauindustrie, durch. Die Definition von Lean Management ist nicht eindeutig. Eine der gängigsten Erläuterungen ist diese: „Werte ohne Verschwendung“ zu schaffen, das heißt alle Aktivitäten, die für die Wertschöpfung notwendig sind, optimal aufeinander abzustimmen und überflüssige Tätigkeiten zu vermeiden. Auch bei Bauprojekten gibt es viele Wiederholungen von Prozessschritten und eine hohe Komplexität durch das Zusammenwirken verschiedener Gewerke, die vom Kern her Ähnlichkeiten mit der Automobilindustrie aufweisen. Somit lassen sich einige Ansätze der Automobilindustrie auf die Bauindustrie übertragen.
Eins der Hauptprobleme in der Bauindustrie ist die ungenügende Termineinhaltung, wodurch sich bspw. gegenseitige Behinderung der Gewerke, steigender Steuerungsbedarf der Bauleitung, Qualitätsprobleme, Erhöhung der Kosten sowie steigende Kosten und Zeit für Mängelbeseitigung ergeben. Ziel des Lean Construction ist eine stabile und verschwendungsarme Bauabwicklung, die auf vier Prinzipien basiert:
1. Fluss-Prinzip
Die Absicht des Fluss-Prinzips ist es einen durchgängigen Fluss von Ressourcen, Informationen und Material in der Bauproduktion zu gewährleisten. In der Automobilindustrie bewegt sich das Objekt (das Fahrzeug) durch die Produktionsstraße, die Arbeitsstationen (Subjekte) sind hierbei ortsgebunden und bewegen sich nicht. Im Baugewerbe ist das Objekt (Gebäude) örtlich gebunden. Daher müssen sich die einzelnen Gewerke (Subjekt) durch das Objekt bewegen. Bei Lean Construction wird das Fluss-Prinzip so verstanden, dass sich die einzelnen Gewerke wie ein Zug durch das Gebäude bewegen. Hierdurch werden die einzelnen Abschnitte von den nacheinander zu erbringenden, „gekoppelten“, Teilleistungen durchlaufen und nacheinander vollständig fertiggestellt. Wichtig ist, dass bei den einzelnen Abschnitten kleine, sinnvolle Bereiche gewählt werden, um eine möglichst enge Verzahnung der einzelnen Gewerke zu erreichen.
2. Takt -Prinzip
Der Takt als zentrales Element gibt den Rhythmus an und bestimmt die Geschwindigkeit der zu erbringenden Leistung für alle Gewerke. Abläufe, die sich in ähnlicher Weise während der Planung und Ausführung wiederholen, werden in einen abgestimmten Rhythmus gebracht. Die Arbeitsinhalte der einzelnen Gewerke werden hierzu auf den Takt abgestimmt. Ziel des Takt-Prinzips ist es, einen regelmäßigen Produktionsablauf zu etablieren. Außerdem ist durch die Definition der Arbeitsinhalte ein jederzeitiger Soll-Ist-Vergleich während des Bauablaufes möglich. Durch die zyklische Taktung ergibt sich ein Wiederholungseffekt, welcher zur Folge hat, dass die Arbeiten beschleunigt werden. Dies liegt an der Routine und der damit stetig steigenden Erfahrung der Mitarbeiter.
3. Pull-Prinzip
Das Pull-Prinzip verfolgt das Ziel der zeitgenauen Bereitstellung von Materialien und Ressourcen. Hierdurch soll sichergestellt werden, dass zeitgenau nur benötigte Ressourcen termin- und mengengerecht zur Verfügung stehen. Dies soll bauabschnittsbezogen passieren. Nach Beendigung einer Gewerkeleistung erfolgt ein Impuls, sodass der nachfolgende Prozess mit dem Ressourcenfluss (Material und Kapazität) starten kann. Somit beruht das Pull-Prinzip auf dem zuverlässigen Informationsfluss der einzelnen Gewerke untereinander. Ressourcen und Materialien werden mit dem Pull-Prinzip zeitgenau in den Prozess gezogen.
4. Null-Fehler-Prinzip
Beim Null-Fehler-Prinzip wird das Ziel der kontinuierlichen Verbesserung verfolgt. Eine frühzeitige Erkennung führt dazu, dass Fehler vermieden und nicht weitergegeben und verschleppt werden. Diese lassen sich durch regelmäßige Prüfungen während des Bauprozesses erkennen und gegebenenfalls zeitnah beheben. Somit werden Fehlerfolgekosten vermieden und eine Stabilisierung des Prozesses erreicht. Je weiter der Fehler nach hinten verschleppt wird, desto teurer wird dessen Behebung. Es findet eine Qualitätsprüfung der Gewerke untereinander statt. Das Folgegewerk übernimmt den Taktbereich des vorherigen Gewerks nicht, ohne eine Vorbegehung. Es gelten die Grundsätze des Null-Fehler-Prinzips.
- Nehme keine Fehler an!
- Mache keine Fehler!
- Gebe keine Fehler weiter!