Steigerung der Attraktivität von Arbeitsplätzen in der Pflege

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Der Fachkräftemangel in der Pflege wird bereits viel diskutiert. Interessant ist, dass zwischen 2009 und 2019 der Anteil an Pflegekräften um 40% gestiegen ist. Inzwischen sinkt die Zahl der Auszubildenden jedoch wieder und 65% aller Pflegekräfte arbeiten lediglich in Teilzeit oder Geringfügig. Die Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen (aktuell 4,1%) reicht zur Kompensation offener Stellen nicht aus. Da ein Drittel aller Pflegekräfte über 55 Jahre alt ist, wird sich die Situation in den nächsten Jahren weiter zuspitzen.

Daraus ergeben sich mehrere Herausforderungen. Für Betreiber von Pflegeeinrichtungen stellt sich die Frage, wie können neue Pflege(fach)kräfte gewonnen werden und wie können Mitarbeitende in der Einrichtung langfristig gehalten werden?

Als Hauptbelastungsfaktoren in der Pflege wurden in dem Projekt zur Umsetzung guter Arbeitsbedingungen in der Pflege, das von der Pflegebevollmächtigten Claudia Moll beauftragt wurde, identifiziert:

  • unzureichende Wertschätzung
  • mangelnde Führung
  • Bereitschaftsdienste wegen Krankheitsvertretung
  • Zeitdruck
  • psychische Belastungen
  • physische Belastungen

Für eine hohe Arbeitszufriedenheit ist ein wertschätzender Umgang unter den Mitarbeitenden sowie ein respektvolles, anerkennendes Feedback von Vorgesetzten zentral. Regelmäßige Teamsitzungen und Fallbesprechungen mit kollegialer Beratung fördern den Austausch und ein unterstützendes Miteinander mit dem Fokus auf Gelungenes und Erfolge in der Pflege. Das Wissen um die im folgenden aufgeführten Faktoren, die die Arbeitszufriedenheit in der Pflege steigern, ist schon bekannt. Jedoch hat eine konsequente Umsetzung häufig aus Zeitmangel noch nicht stattgefunden:

  • Eine Führungskultur, die den Mitarbeitenden in kleinen selbständigen Teams mehr Eigenverantwortung und Entscheidungsspielräume entsprechend ihren individuellen Kompetenzen lässt.
  • Eine verbesserte Arbeitsorganisation und eine bedarfsgerechte Personalbemessung geben Pflegekräften Zeit, um sich gut um die ihnen anvertrauten älteren Menschen kümmern zu können und ihren eigenen Ansprüchen an ihren Berufs-Ethos gerecht werden zu können.
  • Auch eine vereinfachte Dokumentation ist ein wichtiger Faktor für mehr Zeit in der Pflege, beispielsweise sprachgesteuerte Dokumentationssysteme, mobile Laptopwagen oder auf den Fluren montierte Touchscreens.
  • Eine verlässliche Dienstplanung mit verlässlichen Zeiten zur eigenen Regeneration, für die Familie und Freunde tragen zu mehr psychischem und körperlichem Wohlbefinden und Verringerung der Erkrankungen und Krankheitsvertretungen bei.
  • Gleichzeitig sind Fort- und Weiterbildungen zu den gestiegenen Anforderungen an die Pflege, zur Stärkung des eigenen Wissens und der eigenen Ressourcen bedeutsam. Als Beispiel kann hier genannte werden, dass Gesprächsführungskompetenzen mit den Betroffenen und den Angehörigen bei palliativer Versorgung den Mitarbeitenden Sicherheit gibt.

Körperliche Belastungen, die vor allem durch lange Laufwege, schweres Heben und Tragen sowie das Arbeiten in engen Räumen entstehen, können durch bauliche und technische Maßnahmen deutlich verringert werden. Baulich können kurze Wege, gute Überschaubarkeit und die sinnvolle Anordnung von Funktionsräumen eine Entlastung bieten. Eine Barrierefreiheit nach DIN 18040, wie sie für Neubauten und im Umbau weitgehend zum Wohl der Bewohnenden vorgeschrieben ist, dient gleichermaßen der Vereinfachung von Arbeitsabläufen sowie der Raumqualität als Arbeitsstätte. Beispielsweise werden mobile Lifter häufig nicht genutzt, wenn sie zu weit weg untergestellt sind.Die laut Arbeitsstättenverordnung erforderlichen Pausen- und Sozialräume sollten auf kurzem Wege erreichbar liegen, mit Tageslicht versorgt und ansprechend eingerichtet sein, zum Entspannen und Abschalten. Die Dienstzimmer sollten übersichtlich organisiert und ergonomisch eingerichtet sein mit Platz für den Einsatz von modernen Arbeitsinstrumenten und ausreichenden digitalen Arbeitsplätzen. Eine richtige Beleuchtung und steuerbare Raum-Temperaturen spielen eine wichtige Rolle für die Gesundheit, und ein entsprechendes Farbkonzept wirkt unterstützend auf Wohlbefinden und die Motivation.

Der bauliche Zustand und die Qualität von Räumlichkeiten haben somit nicht nur Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Bewohnerschaft, sondern auch auf die Zufriedenheit der Mitarbeitenden.

Ein gutes Arbeitsklima, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und ein guter Zustand der Räume sind ausschlaggebende Faktoren für die Gewinnung von neuen Mitarbeitenden. Niederschwellige Bewerbungen und Erstgespräche über Videostream könnten helfen, Hürden zu verringern. Immerhin denken 60% aller nicht berufstätigen Pflegekräfte über eine Rückkehr in den Beruf nach, lediglich die Hälfte davon informiert sich über offene Stellenanzeigen. Und gute Arbeitsbedingungen erhalten vor allem auch die bestehenden Mitarbeitenden und tragen zur Zufriedenheit bei.

Weitere Informationen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der Vereinbarkeit von Beruf und Familie finden Sie hier: https://www.pflegebevollmaechtigte.de/attraktive-pflegeberufe-details/gap-gute-arbeitsbedingungen-in-der-pflege-zur-vereinbarkeit-von-pflege-familie-und-beruf.html