Nach einer aktuellen Erhebung des Verbandes der Ersatzkassen (vdek) tragen die Bewohnenden in der vollstationären Pflege inzwischen durchschnittlich 2871 Euro an finanzieller Eigenbeteiligung im ersten Jahr, das sind 211 Euro mehr als 2023.
Die finanzielle Eigenbeteiligung der Bewohnenden setzt sich im Bundesdurchschnitt zusammen aus:
- 955 Euro/Monat Kosten für Unterkunft und Verpflegung
- 490 Euro/Monat Investitionskosten
- 1678 Euro/Monat Einrichtungseinheitlichen Eigenanteil (Anteil der Pflegekosten, der über die Leistungsbeträge der Pflegekasse hinausgeht)
Mit der Länge des Aufenthalts in der Pflegeeinrichtung sinkt die Eigenbeteiligung prozentual, da die Pflegeversicherungen höhere Zuschüsse übernehmen, trotzdem steigt die Eigenbeteiligung real seit Jahren stetig weiter an.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat jetzt angekündigt gegenzusteuern: „Wir müssen dazu kommen, dass wir vielleicht mit einer Obergrenze für den Eigenanteil arbeiten. Das prüfen wir derzeit. Wir prüfen auch, wie die Investitionskosten stärker durch die Länder getragen werden können. Die Länder machen da zu wenig. Das fällt so auf die Füße der Versicherten, der zu Pflegenden.“
Die Sozialverbände fordern eine schnelle Umsetzung und zeigen Lösungsvorschläge auf:
Die Vorsitzende des Verbandes der Ersatzkassen, Ulrike Elsner, stellt fest, „dass diese [die Eigenbeteiligung] so hoch ist, liegt auch daran, dass die Länder ihre Verantwortung ignorieren. Allein die Übernahme der Investitionskosten, wie gesetzlich vorgesehen, würde Heimbewohnerinnen und
-bewohner um durchschnittlich 490 Euro im Monat entlasten.”
Zudem sei es Aufgabe des Staates, die Ausbildungskosten zu übernehmen. Dass diese anteilig von Pflegeheimbewohnenden mitfinanziert werden, sei keine faire Lastenverteilung. Ausbildung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und sollte mit Steuermitteln finanziert werden. „Die Ampelfraktionen haben im Koalitionsvertrag vereinbart, diese Ungerechtigkeit zu beseitigen. Wir erwarten, dass dieses Versprechen im Rahmen der von Minister Lauterbach angekündigten umfassenden Pflegereform eingelöst wird,” fordert Elsner. Hierdurch würden die Bewohnenden einer Pflegeeinrichtung mit durchschnittlich weiteren 112 Euro monatlich entlastet.
Andere Verbände, wie beispielsweise der Verband katholischer Altenhilfe in Deutschland (VKAD) schließen sich diesen Forderungen an und ergänzen, „bei der Debatte um Pflegeheime dürfen wir die zu Hause versorgten Menschen nicht vergessen. Viele verzichten zunehmend auf notwendige Pflegeleistungen, weil diese teurer geworden sind […]. Vier von fünf Pflegebedürftige leben zu Hause und werden von Angehörigen sowie ambulanten Diensten, teilstationären Einrichtungen und Angeboten der offenen Altenarbeit unterstützt. Die Stärkung der ambulanten und vorstationären Versorgung ist daher genauso wichtig“ fordert Barbara Dietrich-Schleicher, Vorsitzende des VKAD, und schlägt die Einführung eines vereinfachten Pflegebudgets vor.
Weitere Informationen finden Sie unter nachfolgenden Links:
https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/lauterbach-pflegekosten-100.html